Melanie Bauer (Stipendiatin)
Fränkische Studenten im 15. Jahrhundert an der Universität Padua

Etwa 130 heute noch fassbare Studenten aus dem fränkischen Raum (nämlich den Diözesen Würzburg,
Bamberg und Eichstätt) nahmen im 15. Jahrhundert den Weg nach Italien
auf sich, um in Padua Medizin oder Jurisprudenz zu studieren. Darunter
finden sich so berühmte Namen wie diejenigen Hermann und Hartmann
Schedels, der beiden bekannten Nürnberger Ärzte und Frühhumanisten,
oder auch diejenigen der nachmaligen Eichstätter Bischöfe Johann von
Eich und Wilhelm von Reichenau. Nach dem Studium erlangten nicht wenige
der in Padua oder an anderen italienischen Universitäten promovierten
Franken oft einflussreiche oder prestigeträchtige Positionen an Fürstenhöfen,
im Kirchendienst oder in reichsstädtischen Führungsgremien. Ihr Rat
war überall gefragt.
Das Dissertationsprojekt möchte in einem ersten Schritt all diese
Personen prosopographisch erfassen. Das heißt, es werden alle erreichbaren
Daten, wie etwa Herkunft, Karrierestationen, literarische Werke etc.,
zu dieser räumlich und zeitlich festgelegten Gruppe zusammengetragen.
Aufgrund dieser Datenbank sind weitere Auswertungen, unter anderem
auch statistischer Art, möglich. An mehreren ausgewählten Musterbiographien
von Medizinern und Juristen soll das Charakteristische dieser Lebensläufe
herausgestellt und auch die Bedeutung des Auslandsstudiums für den
Prozess des Kulturtransfers aufgezeigt werden.
Dabei soll unter anderem folgenden Fragen nachgegangen werden: Was
unterscheidet die Italien-Studenten in ihren Lebensläufen von den
nur an heimatlichen Universitäten ausgebildeten Akademikern? Was ist
das Fortschrittliche an den Lehrinhalten der italienischen Universitäten
dieser Zeit? Damit ist die Frage verbunden, was die zu untersuchende
Gruppe an neuem Wissen überhaupt in ihre Heimat mitbringen konnte.
Bei den Medizinern wäre hier beispielsweise zu berücksichtigen, dass
die Universität Padua vor allem für ihre lange praxisorientierte Tradition
bekannt war und ist. Die ersten nachweisbaren Leichensektionen etwa
fanden bereits in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts an der Paduaner
Alma Mater statt. An der Kölner Hochschule werden dagegen erst 150
Jahre später mit Genehmigung Kaiser Friedrichs III. jährlich zwei
Leichenobduktionen durchgeführt. Einen weiteren wichtigen Aspekt im
Hinblick auf den Kulturtransfer bildet die – schon relativ gut erforschte -
Rezeption des Frühhumanismus in Deutschland. Vor allem die Studenten
waren es, die aus Italien die neuen Ideen der
Studia humanitatis
mitbrachten und für deren Verbreitung sorgten. Es sei nur daran erinnert,
mit welchem Eifer und Stolz der ehemalige Paduaner Student Peter Luder
an den Universitäten von Heidelberg, Erfurt und Leipzig die ersten
humanistischen Vorlesungen über lateinische Klassiker abhielt. Auch
die Möglichkeit, Griechisch zu erlernen, ist hier zu erwähnen. Im
Jahr 1463 wurde an der Paduaner Hochschule der erste Lehrstuhl für
Griechisch eingerichtet. Nördlich der Alpen war die Kenntnis des Griechischen
noch lange eine Seltenheit.
Diese Beispiele zu mehren und weitere Formen von Kulturtransfer aufzuzeigen,
soll unter anderem Gegenstand des Dissertationsprojektes sein.
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